Wie viele Darsteller benötigt man für eine Darbietung von Goethes "Faust I"? Genau zwei Michael Quast und Philipp Mosetter. Die beiden bieten in ihrer kommentierten Lesung unter Hinzuziehung der Quantentheorie, der Psychoanalyse und der Kunst, Papierflieger zu falten, einen abgrundtiefen Blick auf das deutsche Nationalepos, den keine andere Inszenierung leisten kann. Insbesondere wenn Herr Quast, der Meister der multiplen Rollengestaltung, die gesamte Personal- und Geräuschkulisse des Osterspaziergangs immerhin 19 Rollen imitiert. Sein Bühnenpartner Herr Mosetter hat als Meister der Fußnote immer die relevante Sekundärliteratur parat und ist neben dem Subtext auch für das Bühnenbild zuständig. Die Frage, ob man sich über dieses Meisterwerk der deutschen Literatur lustig machen darf, wird sich keiner mehr stellen, denn selbst Goethe-Enthusiasten müssen hier nicht unter ihrem Niveau lachen. So trägt das Duo auf ganz besondere Art und Weise etwas zum Werkverständnis bei. In kleinen schauspielerischen Einlagen wird Mephisto als teuflische Handpuppe sichtbar und Herr Mosetter darf sich mit seiner Darstellung des Gretchens einen Herzenswunsch erfüllen.